Der Hund zieht an der Leine, fixiert einen anderen Hund und will gar nicht mehr aufhören zu bellen… Welchem Hundehalter und welcher Hundehalterin ist dieses Problem nicht geläufig?
Oftmals werden Hundehalter und Hundehalterinnen in unangenehme Situationen gebracht, wenn der kleine Kläffer selbstbewusst einen harmlosen großen Hund anbellt, oder wenn anders herum, der riesige Hund ein kleines Hündchen anknurrt. Am liebsten würde man sich dann in Luft auflösen.
Weshalb aber bellt der eigene Vierbeiner beim Spaziergang andere Hunde an? Und die für viele Hundehalter und Hundehalterinnen noch wichtigere Frage:
Wie kann man seinem Hund das Anbellen abtrainieren?
Zu aller erst muss einmal klargestellt werden, dass jeder Hund ein individuelles Wesen, mit unterschiedlichen Erfahrungen und Empfindungen ist. Es ist also sehr schwierig pauschal benennen zu können, weshalb genau ein Hund am bellen ist. Hinzukommt, dass einige Hunderassen deutlich häufiger von ihrer Stimme Gebrauch machen, als anderen. So liegt es beispielsweise in der Natur eines Jagdhundes, bei der Jagd lautstark zu bellen. Noch heftiger kann das Bellen bei Herdenschutz-, Hüte-, und Wachhunden ausfallen, schließlich liegt es in ihrer Natur, bei drohender Gefahr, auf sich aufmerksam zu machen. Ein Jack Russen Terrier beispielsweise, ist trotz seiner geringen Größe, ein hervorragender Jäger, der vor allem auch andere Tiere anbellt. Ein Schäferhund, oder ein Dobermann verteidigt hauptsächlich sein Revier und sein „Rudel“, daher wird es sehr wahrscheinlich schwieriger sein, das Bellen abzugewöhnen. Andere Rassen, wie etwa der Mops, oder auch ein Golden Retriever bellen von Natur aus selten. Abgesehen von der Rasse, gibt es aber drei hauptsächliche Gründe, weswegen Hunde andere Hunde anbellen.
Bellen als Spielaufforderung
Es liegt in der Natur eines (jeden) Hundes, vor allem in jüngeren Jahren, mit anderen Hunde zu spielen. Dieser Spieltrieb kann so extrem werden, dass er andere Hunde während des Spazieren umkreist und anspringt, und dabei anfängt lautstark zu bellen. Solange sich dieser Spieltrieb in Maßen hält, ist er vollkommen normal. Allerdings kann sicher dieser Trieb auch zu einer späteren „Hyperaktivität“ entwickeln, die nicht nur nervig für Herrchen und Frauchen wird, sondern auch gefährlich für den verspielten Vierbeiner, denn nicht jeder Hund findet es angenehm so bedrängt zu werden, und auch nicht nicht jeder Hund reagiert freundlich auf ein aufdringliches Verhalten.
Äußerst verspielte Hunde sollten daher an der Leine zurück gehalten werden und aufs Wort hören und sich an seinen Rudelführer, dem Menschen, orientieren. Unterbricht dieser die Situation mit einem „Nein“, oder einem ähnlichen Kommando, bedeutet das für den Hund Abbruch. Sollte der Hund auf dieses Kommando noch nicht einwandfrei hören, muss dies gelernt werden. Die Aufmerksamkeit des Hundes sollte beim Herrchen oder Frauchen liegen, und ohne weiteres sollte man an einem anderen Hund vorbeigehen können. Das muss so lange wiederholt werden, bis es klappt. Dabei sollte der Vierbeiner ausgiebig belohnt werden.
Bellen aus Angst
Wenn ein Hund bei der Begegnung mit einem anderen Hund, seine Ohren fest an den Kopf anlegt, seine Körperhaltung geduckt wird und er anfängt zu bellen, hat der Hund eindeutig Angst. In dieser Situation sollte man als Herrchen, oder Frauchen die Ruhe bewahren und dem Hund zeigen, dass man der Rudelführer ist, der ihn aus der Situation problemlos bringt. Dabei sollte man mit beruhigender Stimme auf ih einreden. Hört er auf zu bellen, darf man ihn mit Streicheleinheiten loben, nicht aber während des Bellens, denn das kann ihn in seinem Verhalten nur weiter bestärken.
Bellen als Ausdruck von Aggression
Die wohl häufigste Art des Bellens ist die aggressive Art. Sie äußert sich durch ein frühes fixieren des anderen Hundes, das Aufstellen der Ohren und des Schwanzes. Dann artet es in einer Art Explosion aus. Der Hund knurrt laut, bellt wütend, zieht eventuell seine Lefzen hoch und zeigt seine Reißzähne. Dabei schmeißt er sich in seine Leine, sodass er kaum noch haltbar ist. Dieses Verhalten kann aus schlechten Erfahrungen resultieren. Möglich ist aber auch, dass der Hund eigentlich ein ängstliches Wesen ist und in dieser Situation nur die Flucht nach vorne sucht. In der Natur gibt es oft nur zwei Möglichkeiten, entweder Angriff (Aggression), oder Rückzug. In zahlreiche Tierversuchen ergaben die Forschungen immer, dass Rückzug für Tiere oftmals der Tod bedeutet.
Ein weiterer Grund für ein aggressives Bellen ist eine sehr niedrige Frustrationstoleranz des Hundes. Reagiert ein Hund sehr emotional auf einen Reiz, in dem Fall der andere Hund, wird der Kopf des Vierbeiners automatisch ausgeschaltet, ein überlegtes Handeln und Abrufen von Gelerntem sind in diesem Moment nicht mehr möglich. Des Weiteren werden Stresshormone (Cortison) in Übermaßen ausgeschüttet, die den Hund in Alarmbereitschaft versetzen.
Was aber ist zu tun?
Zunächst müssen Herrchen und Frauchen die Ruhe bewahren. So schwer es auch klingt, das Ergebnis ist oft beeindruckend. Die Ruhe des Menschen springt auch auf den Hund über.
Außerdem ist sehr wichtig, dass Hunde Grenzen lernen. Der Mensch ist der Führer, und nicht der Hund hat zu entscheiden, zu welchem Gebüsch, oder zu welchem Hund er seinen Menschen zieht.
Eine Möglichkeit, seinen Hund aus der unangenehmen Situation zu manövrieren, ist ihn mit Leckerlis abzulenken. Das Kauen hat hierbei eine beruhigende Wirkung. Dem Hund werden Leckerlis gegeben, während er den anderen Hund sieht und bis dieser an ihm vorbei gegangen ist. Dabei kann auch mit Worten und Stimme gelobt werden. Somit verbindet der Hund eine Hundebegegnung als angenehm.
Ein weiterer, komplizierterer Ausweg aus dem Moment, ist der Richtungswechsel. Bevor der Hund also explodiert, sollte schnell mit ihm die Richtung gewechselt werden. Macht der Hund mit, wird er gelobt. Das sollte so lange wiederholt werden, bis der andere Hund problemlos an ihm vorbeigekommen ist. Ein Kommando, welches trainiert werden sollte, um den Hund aufzufordern, seinen Menschen anzuschauen und sich auf ihn zu fixieren, ist außerdem sehr hilfreich. Ein Wort, wie „Schau“, oder „Guck“, sollte jeder Hund beherrschen. Diese Übung muss zunächst an ruhigen Ecken praktiziert werden.
Sollte alles nichts bringen, es ist schon zu spät und der Hund steht kurz vor der Explosion, hilft eine letzte Lösung: Dem Hund muss seine Bewegung eingeschränkt werden. Hierfür dürfen Hundehalter und Hundehalterinnen nicht zimperlich sein, denn sie müssen ihrem Hund den Weg abschneiden, dafür können sie ihm auch einen kleinen Stoß mit dem Knie verpassen, oder ihn an eine Mauer oder Wand drängen. Die Leine Wird unten, aber kurz gehalten und der Hund wird gelobt, bis der andere an ihm vorbei zieht.
Abschließend muss gesagt werden, dass jede Methode für den Hund erprobt werden muss. Dabei muss man sehr feinfühlig sein und erkennen, welcher Weg am besten zu seinem Hund passt.
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