Giftköder – harmlos aussehende Lebensmittel mit tödlicher Wirkung

Giftköder – harmlos aussehende Lebensmittel mit tödlicher Wirkung
Foto: Dora Zett/Shutterstock

Der Hund ist der beste Freund des Menschen – so lautet die allgemeine Aussage von Hundebesitzern. Doch immer öfter zeigt sich, dass nicht jeder Mensch der Freund eines Hundes ist. Tatsächlich hört man gehäuft von Warnungen, die auf versteckte Köder hinweisen, die tödliche Folgen für die Fellnasen haben können. Mit Scherben, Draht oder Gift präparierte Fleischbällchen sind mittlerweile häufig der Grund, dass ein harmloser Spaziergang mit dem lebenslustigen Vierbeiner in einer Katastrophe endet. Es ist daher wichtig, sich frühzeitig mit diesem Thema auseinanderzusetzen, um einerseits Gefahren rechtzeitig zu erkennen, andererseits im Notfall nicht in Panik auszubrechen, sondern die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. In diesem Artikel erfahren Hundebesitzer alles rund um die Thematik Giftköder, deren Folgen sowie Prävention.

Was sind Giftköder?

Für den Vierbeiner sehen Giftköder aus wie Leckereien, die er sich durch gutes Verhalten verdient hat und höchstwahrscheinlich direkt nach dem Fund freudig verspeist. Was die Fellnasen jedoch nicht wissen, ist die Tatsache, dass sich im Inneren Gifte oder sogar Glasscherben befinden, die das Leben des Hundes im schlimmsten Fall frühzeitig beenden können. Laut der Seite giftkoeder-radar.com, wo besorgte Hundebesitzer einerseits gefundene Giftköder melden können, andererseits über Gefahrenstellen informiert werden, gibt es aktuell rund 9.450 Fundorte im deutschsprachigen Raum.

Zu Giftködern zählt alles, was für den Hund attraktiv aussieht, ihn aber umbringen kann:

  • Hack-/Fleischbällchen
  • Schneckenkorn
  • Klumpiger Brotteig
  • Geschnittene Bockwürstchen
  • Hundefutter
  • Leckerlis

Diese eigentlich harmlosen Lebensmittel werden entweder mit scharfen Gegenständen wie Rasierklingen und Glasscherben oder Gift versehen. Hundehasser, die Giftköder auslegen, benutzen meist Stoffe, die es problemlos im Handel zu kaufen gibt:

  • Schneckenkorn
  • Unkrautvernichter
  • Frostschutzmittel
  • Rattengift
  • Medikamente

Häufig werden Rasierklingen bzw. Glas benutzt, um tiefe Schnitte im Inneren des Hundes zu verursachen, wodurch er schwere innere Verletzungen erhält und im schlimmsten Fall stirbt. Rattengift wird ebenso oft verwendet, weil es eine sehr unauffällige Optik besitzt. Das heißt, dass Rattengift äußerst schwer zu erkennen ist. Meist weiß der Hundebesitzer erst Bescheid, wenn erste Anzeichen wie Blutungen oder ein unregelmäßiger Herzschlag beim Hund auftreten. Leichter zu erkennen ist dagegen Schneckenkorn. Es handelt sich dabei um kleine, bunte Kügelchen, die auf Feldwegen oder im Gras verstreut werden. Das Problem ist jedoch, dass sie eine sehr schnelle Wirkung haben: Unruhe und Erbrechen treten oft innerhalb einer halben Stunde auf. Ebenso schnell kann der Hund jedoch auch ins Koma fallen oder sterben, bevor die Besitzer wirklich verstehen, was eigentlich passiert ist.

Symptome frühzeitig erkennen

Nicht immer lässt es sich verhindern, dass der Hund etwas frisst, was er eigentlich nicht fressen sollte. Manchmal kann man als Hundebesitzer gar nicht so schnell gucken, wie der treue Freund schon ein gefundenes Fressen verschlungen hat. Selbstverständlich handelt es sich nicht bei jedem Fundstück um einen Giftköder, dennoch sollten die Herrchen und Frauchen stets versuchen, das Gebiet im Blick zu behalten, um potenzielle Gefahrenquelle frühzeitig ausfindig zu machen. Doch woran erkennt man, dass der Hund einen Giftköder gefressen hat? Auf folgende Symptome gilt es zu achten:

  • Erbrechen (kann in schaumiger Konsistenz auftreten)
  • Durchfall
  • Unruhe oder Apathie
  • (Muskel-)Zittern
  • Atembeschwerden bzw. Atemnot
  • Übermäßiges Hecheln
  • Starker Speichelfluss
  • Unregelmäßiger Herzschlag
  • Krämpfe
  • Schwankender Gang (Taumeln)
  • Verfärbtes Zahnfleisch (blass) oder verfärbte Schleimhäute
  • Stark verengte oder erweiterte Pupillengröße
  • Gerötete Augen
  • Blutungen, Blut im Urin, Blut im Stuhlgang
  • Sinkende Temperatur
  • Bewusstlosigkeit

Die Symptome können sich je nach Art des Giftes unterscheiden. Manche wirken schneller und führen zur Bewusstlosigkeit oder gar Koma, bei anderen hingegen ist die Vergiftung ein schleichender Prozess. Hundebesitzer sollten daher beim täglichen Spaziergang auf das Verhalten ihres Hundes achten, um die Symptome nicht zu spät zu erkennen. Zeigt das Tier eines dieser Anzeichen, ist sofort höchste Eile geboten, damit das Gift nicht zu einem tödlichen Ausgang führt. Im Idealfall sichert man den Giftköder an Ort und Stelle ebenso wie das Erbrochene und zeigt es dem Tierarzt. Nur so kann dieser schnell herausfinden, um welche Art Gift es sich handelt und die Behandlung des Hundes dementsprechend ausrichten. Aber Achtung: Den Giftköder niemals selbst berühren, sondern vorher Gummihandschuhe überstreifen!

Gefahren können überall lauern

Was viele Hundebesitzer vergessen: Die Gefahren lauern nicht nur im Gebüsch, am Wegesrand oder im Wald. Bereits eine runtergefallene Tablette im Wohnzimmer kann einen Hund vergiften. Daher ist es wichtig, überall potenzielle Gefahrenquellen auszumachen und gegebenenfalls auszuschalten:

Gassi-Gehen
  • Giftköder
  • Köder mit Glasscherben, Rasierklingen, Nadeln oder Nägeln
  • Rattengift
  • Pestizide
  • Giftige Abfälle
  • Giftpflanzen
Zuhause
  • Medikamente
  • Schokolade bzw. das in Kakao enthaltene Theobromin
  • Reinigungsmittel
  • Waschmittel
  • Lösungsmittel
  • Frostschutzmittel
  • Rattengift
  • Pflanzendünger
Garten
  • Nachbarn oder Spaziergänger, die den Tieren absichtlich vergiftetes Futter durch den Zaun geben
  • Dünger
  • Rattengift
  • Pestizide

Maßnahmen bei einem Giftköder-Angriff

Wenn der Hund einen Giftköder gefressen hat, sollten die Halter es tunlichst vermeiden, irgendwelche Behandlungsversuche zu unternehmen – stattdessen muss man sofort den Rettungsdienst rufen oder zum nächsten Tierarzt fahren. Diese Schritte sollten ebenfalls unternommen werden, wenn nur der Verdacht besteht. In solchen Fällen ist Vorsicht besser als Nachsicht.

  1. Wenn man die Aufnahme des Giftes beobachtet hat, sofort den Köder in einer Tüte sicherstellen. Sofern sich der Hund erbrochen hat, ist eine Probe ebenfalls wichtig, um das Gift später zu erkennen.
  2. Erste-Hilfe-Maßnahmen einleiten: Zunächst gilt es, den Hund zu beruhigen und gegebenenfalls anzuleinen. Wichtig ist, Hektik bzw. Panik zu vermeiden, da die Fellnasen das mitbekommen und dann ebenfalls panisch werden. Bei Bewusstlosigkeit sollte der Hund in die stabile Seitenlage gebracht werden.
  3. Ein Maulkorb bzw. eine Maulschlinge ist nicht notwendig, tatsächlich wird dadurch nur die Erstickungsgefahr erhöht. Stattdessen müssen die Atemwege unbedingt freigehalten werden.
  4. Sofort zum nächsten Tierarzt oder in eine Tierklinik fahren bzw. den Rettungsdienst für Tiere rufen. Die Ärzte wissen am besten, wie sie den Hund behandeln müssen.

Einen Quick-Check für Hundebesitzer, um zu erkennen, ob eine Vergiftung vorliegt, hat PETA in Kooperation mit dem Tierfutter-Händler Josera in diesem kostenlosen E-Book über Giftköder zusammengestellt. Weiterhin finden sich in dem Buch wichtige Maßnahmen zur Ersten Hilfe ebenso wie Internetseiten, auf denen man sich weiter informieren kann sowie hilfreiche Tipps des Tierarztes Rolf F. Herzel und des Hundeerziehungsberaters Holger Schüler.

Der richtige Schutz für den Vierbeiner

Durch präventive Maßnahmen kann man das Risiko reduzieren, dass der Hund Opfer eines Giftköder-Angriffs wird.

  • Das beginnt bereits damit, dass man dem Tier beibringt, nicht alles zu fressen, was vor ihm liegt bzw. was ihm vor die Schnauze gehalten wird. Das ist allerdings gar nicht so einfach, denn meistens werden Leckerlis als Belohnung eingesetzt, um dem Hund zu zeigen, dass er etwas gut gemacht hat. Der Vierbeiner erkennt daher den Unterschied zwischen einem Belohnungsleckerli und einem Giftköder nicht.
  • Weiterhin ist es wichtig, sich im Vorfeld über bekannte Giftköder-Plätze zu erkundigen und diese zu meiden. Warnungen von anderen Hundehaltern können an dieser Stelle sehr wichtig sein. Diese finden besorgte Besitzer nicht nur durch den Giftköder-Radar. Es ist genauso möglich, sich via Facebook zu vernetzen, auf andere Hundeliebhaber persönlich zuzugehen oder Flugblätter zu verteilen.
  • Wenn alle Stricke reißen, hilft das Tragen eines Maulkorbes, um den Hund daran zu hindern, alles zu fressen, was ihm vor die Schnauze kommt.
  • Die Tiere sollten unbedingt auf Kommandos wie „Nein“, „Fuß“, „Aus“ und „Sitz“ hören.

Anti-Giftköder-Training

Ein spezielles Training, um den Hund vor Giftködern zu schützen, kann als Präventions-Maßnahme sehr hilfreich sein. Denn dadurch wird dem Tier antrainiert, dass es nicht alles aufnehmen darf, was herumliegt. Die Inhalte eines solchen Trainings beinhalten folgende Punkte:

  • Der Hund muss anzeigen, dass er etwas gefunden hat.
  • Anschließend wartet er ab, ob er es fressen darf oder nicht.
  • Das Tier lernt, auf Kommando gefundene „Leckereien“ wieder auszuspucken.

Diese Verhaltensregeln werden durch ungefährliche Köder trainiert. Dafür nehmen Hundebesitzer beispielsweise Futter, von dem sie wissen, dass ihr Tier sie besonders lecker findet. Anschließend wird der Fund eines „Giftköders“ simuliert, den der Vierbeiner wieder ausspucken muss. Am besten reicht man dem Hund eine Alternative, die er viel besser findet, als das Futter vom Wegesrand.

Wichtig ist weiterhin das Trainingsziel, dass die Fellnasen nichts Essbares von Fremden annehmen. Es ist daher essentiell, dass der Hund seinen Besitzer vorher um Erlaubnis fragt bzw. die fremde Person ignoriert. Manchmal ist dieser Trainingsabschnitt schwierig, wenn Verwandte zu Besuch sind und den Hund füttern wollen. Kommunikation ist dann sehr wichtig. Am besten erklärt man der Familie, dass der Liebling gerade ein spezielles Training absolviert und dass durch falsches Verhalten jeglicher Erfolg wieder zunichtegemacht werden könnte.

Ein paar Trainingstipps, für einen besseren Erfolg

  • Der Hund merkt sofort, ob das Herrchen bzw. Frauchen bei der Sache ist oder nicht. Daher ist höchste Konzentration gefragt. Ansonsten nimmt der treue Begleiter die Situation nämlich nicht ernst.
  • Ganz wichtig ist, dass die Fellnasen auf ihre Besitzer hören und gegebenenfalls an Leckereien am Wegesrand einfach vorbeigehen oder den Fund auf Kommando liegen lassen bzw. wieder ausspucken. Dieses Vorgehen sollte intensiv und mehrmals geübt werden, damit der Hund die Vorgehensweise verinnerlicht. Die Grundlage bilden dafür eindeutige Kommandos.
  • Das Training sollte nicht erst im fortgeschrittenen Alter beginnen, sondern bereits als Welpe.
  • Nicht nur der Hund lernt etwas bei den Übungen, die Besitzer erfahren mehr über ihren Liebling und lernen dessen Verhalten frühzeitig einzuschätzen.
  • Das Tier muss nicht nur verstehen, dass es nichts von der Wiese oder vom Weg fressen darf, sondern dass es ebenfalls nichts von Fremden annimmt – egal, wie verlockend das Angebot ist.

Letzte Aktualisierung am 16.04.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

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